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Sie sind hier im Bücherstapel

Munich Rock City, Mitte der 80er. Sie sind jung, sie sind laut, und sie haben einen Traum: „Wir gründen eine Band! Wir machen es wie Mötley Crüe oder Ratt: Wir sehen aus wie Mädchen, können uns nahezu unbemerkt an sie anpirschen und im geeigneten Moment zuschlagen. Mimikry halt – Tarnung durch gefälschtes Signal. Zuerst auf der Bühne gnadenlos abräumen und anschließend backstage die Girls mit unseren Looks killen. Eine Hair-Metal-Band. Die sicherste Fahrkarte ins Frauenland!“

Schön, so ein Heimatroman

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Wer sagt denn, dass der Begriff „Heimat“ immer verstaubt und mit Hirschgeweih verbunden sein muss? Obwohl – auch hier geht es um Brunft. Irgendwie.

Aber natürlich geht es hier um sehr viel mehr. Um Rock, um Jugend, um laute Musik und um Haare. Genau. Gerade in den – übrigens treffend beschriebenen 80ern war die Frisur quasi all das, was einen Menschen auszeichnet. Nur mit den Haaren konnte man damals noch ein Statement abgeben. Noch viel eindeutiger als die Markenklamotten von heute (denn die Frisur konnte man nicht so schnell wechseln).

Der kleine Andi wurde vom Schicksal auf die Metal-Rock-Musik-Schiene verschlagen. Über Musik-Geschmack und deren Zugehörigkeit könnten Psychologen wahrscheinlich Bände füllen, warum, wieso und durch wen man sich bemüßigt fühlt, der ein oder anderen Musikrichtung zu folgen, es ist aber vollkommen irrelevant, wichtig zu wissen ist nur, dass man der einmal gewählten Richtung meistens ein Leben lang treu bleibt. Der Musikstil der Jugend prägt somit das ganze Leben. In zivilisierten Ländern der erste wichtige und wohl einzig prägende Initiationsritus, die erste wirklich tief greifende Entscheidung fürs Leben! Die meisten wissen das aber nicht so wirklich zu würdigen, so außerhalb des Buches. Endlich stellt das mal jemand klar. Danke, Herr Bräuer.

Zurück zum kleinen Andi und dem Metal-Rock. In seiner Phase der Selbstfindung entdeckt er also in den Achtzigern die wunderbare Welt des Rock an Roll. Im Laufe des Buches fallen viele, sehr viele bekannte Namen, die jeden Baby-Boomer zum Schwelgen bringen…. Zusammen mit seinen Kumpeln wächst er mitten in München auf. In der Phase der Adoleszenz muss man sich etwas einfallen lassen und so kommen die Jungs auf die Idee mit der Hair-Metall-Band (Verfahren wie im Klappentext beschrieben). Und schon beginnt ein weiterer Stern am Musikhimmel zu strahlen….

Eigentlich bin ich begeistert (denn eigentlich gehöre ich wohl gerade der Zielgruppe an, die sehr wohl etwas mit dem Buch anfangen können). Die Geschichte ist flüssig, der Humor glänzend (wie frisch gewaschenes Haar), Man fühlt sich sofort wieder zurückversetzt.

So gesehen – EIN PERFEKTES WEIHNACHTSGESCHENK für alle, die ihre Jugend in dieser Zeit verbringen durften, man wird auf einen Schlag wieder jung, rennt zum Plattenschrank (!!!) und legt die guten alten Scheiben wieder auf.

Punktabzug gibt es eigentlich nur, weil ein paar wichtige Sachen unerwähnt blieben. Spider Murphy z.B. (für alle frisch-Jugendlichen: Die Münchner Kultband in den Achtzigern „Skandal um Rosie“), und was ist mit Punk? ;)