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Carolyn Jessop,

mit Laura Palmer:

Gefangene im Namen Gottes
Meine Flucht aus den Fängen einer Polygamistensekte

Sachbuch 448 Seiten,

16,90 € (D),

Marion von Schröder


Eine Frau auf der Flucht

Als Minderjährige zwangsverheiratet, mittellos, ausgeliefert: In einem dramatischen Bericht schildert Carolyn Jessop ihren Leidensweg und ihre Befreiung aus den Fängen einer grausamen Polygamistensekte.

„Jessops mutiger und herzzerreißender Bericht zweigt, dass die Wahrheit manchmal unglaublicher sein kann als jede Fiktion“ Jon Krakauer

Der New York Times-Bestseller

*****

Der himmelweite Unterschied zwischen Theorie und Praxis

Theoretisch klingt das gut: ein Mann liebt seine Frauen, die sich gegenseitig immer unterstützen und die besten Freundinnen sind, die ihre Kinder gemeinsam als Geschwister aufziehen – alle vereint in der Liebe zur Familie und zu Gott…. Praktisch war es für Carolyn Jessop die Hölle: Verheiratet mit einem Mann, den sie nicht liebt, den sie sich nicht ausgesucht hat, und der viel, viel älter ist als sie. Als  seine vierte Frau, muss sie ihm,  gemeinsam mit den anderen Frauen, dienen, um – seiner Gnade ausgesetzt - eventuell ins Himmelreich zu gelangen. Die Solidarität unter Frauen ist dahin, hier wird man automatisch stutenbissig, es geht darum, dem Mann zu gefallen, denn er hat die Macht. Die Kinder wachsen in den Konkurrenzkampf hinein, Züchtigungen und seelische Grausamkeiten sind an der Tagesordnung – im Gegensatz zu Zuwendung…

Was in unserer Zivilisation als längst erledigt – und spätestens im letzten Jahrtausend bereits abgeschafft schien – darüber berichtet Carolyn Jessop als Zeitzeugin im 21. (!!!!) Jahrhundert. Und aus Amerika, dem Land des Fortschritts und der unbegrenzten Möglichkeiten. Eine kleine Enklave und ein kleines Königreich, das sich hier die FLDS (zu deutsch: Fundamentalistische Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage - FHLT) hier geschaffen haben. Von klein auf mit den Thesen und der Religion erzogen, glaubte sie an das Gute und Schöne der Polygamie. Man hatte ihr beigebracht, dass es die einzig wahre Lebensform ist, ihre Stellung sei privilegiert. Sie war auserwählt…. Erst nach und nach bröckelt die Szenerie, ein Hauch Erkenntnis streift die Protagonistin, sie stellt an, verbotene Fragen zu stellen und wird als Rebellin abgestempelt. An allem Unglück, was ihr und ihren Kindern widerfährt sei sie selbst schuld, da sie so rebellisch ist.

Gerade, weil Carolyn Jessop sich gegen das sträubt, was sie von klein auf gelernt hat, finde ich es um so bemerkenswerter mit acht Kindern einen Neuanfang zu wagen und sich wie David gegen Goliath zu stellen und um ihre Kinder und Rechte zu kämpfen. Beim Lesen empfand ich die Abkürzung der Kirche immer, als würde ich von einer Krankheit lesen; der- oder diejenige litt an FLDS…. Am meisten störte mich, dass anscheinend die ganze Gegend infiziert war. Keine Chance, sogar Behörden, Polizisten und Krankenhäuser waren angesteckt.

Ich empfinde die Entscheidung zur Flucht beachtenswert. Ein Aufruf an alle unterdrückten Frauen dieser Welt, ihre Situation nicht mehr länger hinzunehmen, sich ihres Wertes bewusst zu werden. Ein Buch das aufwecken soll.

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