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Friederike Schmöe:

Fliehganzleis

Kriminalroman 327 Seiten,

11,90 € (D),

Gmeiner - Verlag

ISBN: 978-3-8392-3392-4

Erschienen im Juli 2009

auch als e-book erhältlich


Larissa Gräfin Rothenstayn, die in der DDR aufwuchs und 1975 in den Westen fliehen konnte, bittet die Münchner Ghostwriterin Kea Laverde, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Dann wird sie in ihrem Schloss in Unterfranken von einem Unbekannten schwer verletzt, die Polizei spricht von versuchtem Mord.
Kea arbeitet sich durch das Familienarchiv. Ihre Recherchen führen sie zurück in das Jahr 1968 und zu einem Verbrechen, das nie gesühnt wurde …

*****

Liesganzschnell….

Kea Laverde, eine Frau kurz vor den Vierzigern, mit eigener Vergangenheit, und der Sehnsucht nach Stabilität in ihrem Leben, hat einen außergewöhnlichen Beruf: Sie ist Ghostwriterin. Derzeit arbeitet sie im Auftrag der Gräfin Larissa von Rothenstayn an deren Biografie. Sie lebt – ausnahmsweise – bei ihrer Kundin im Schloss und interviewt die Gräfin, der 1975 beim zweiten Versuch die Flucht in den Westen gelungen war.

Eines Morgens findet Kea die alte Frau niedergeschlagen und schwer verletzt im Park des Schlosses. Wer könnte Interesse daran haben, der Adeligen so etwas anzutun? Zusammen mit ihrem Freund, Nero Keller, der zufälligerweise im Münchner Kriminalamt arbeitet, folgt sie den knapp gesäten Spuren quer durch Bayern und dem Rest der Republik. Dabei tauchen immer wieder die Geister der Vergangenheit auf und ein in Vergessenheit geratenes Verbrechen – Keas eigene, aber auch die der Gräfin.

Ein interessanter deutsch-deutscher Krimi.

Friederike Schmöe ist es gelungen, neben der für sich sprechenden Protagonistin Kea Laverde, mit ihrem Schreibstil und auch mit der Möglichkeit durch Keas Beruf ein Riesenspektrum an weiteren Auftraggebern (Opfern, Tätern, Leichen im Keller) an Land zu ziehen, eine Krimireihe zu erschaffen, die äußerst viel versprechend und unterhaltsam ist. 

Was mich beeindruckt hat, waren die Gefühle der Kea Laverde zum Beispiel als sie ein Krankenhaus betritt: „Krankenhäuser machten mich fertig. Zu viele Monate hatte ich in ihnen vegetiert. Zwar hatte man mir dort geholfen, aber letztlich war ich doch der Meinung, dass Kliniken einen Menschen nicht gesund machten. Sie stellten in dramatischen Angelegenheiten das Leben sicher. Um die Gesundheit musste man sich dann selber kümmern.“ und die Unsicherheit zwischen ihr und der wachsenden Beziehung zu Nero Keller. Beide stehen eigentlich mit beiden Beinen fest im Leben, beide möchten schon ganz gerne, aber was wäre wenn… auf einmal ist man sogar mitten im Leben wieder Teenager.

Was mich freute: gerade, als ich dachte „Ha, jetzt, habe ich einen Kritikpunkt gefunden!“, schon wurde er erklärt und später sogar aufgeklärt.

Ein klein wenig hat mich gestört, wie einfach es für normal sterbliche Menschen – ohne Zugriff auf Behördendateien – ist, jemanden aufzuspüren, obwohl dieser jemand doch offensichtlich bemüht war, keine Spuren zu hinterlassen… 

Alles in allem ein solider zweiter Fall. Aus dem Stoff des Buches hätten andere drei Bücher gemacht, gerade deshalb ist es gut zu lesen, spannend und vielfältig. Toller Tipp für den Herbst….

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