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Harry Michael Liedtke:

Begräbnis auf dem Mond

154 Seiten,

14,80 € (D)

Holzheimer Verlag

ISBN: 978-3938297-53-7

Erschienen im Mai 2009

Dafür, dass die Seele ein feinstoffliches oder gar körperloses Etwas ist, wie es die allermeisten Religionen oder philosophischen Lehren nahe legen, kann sie im Laufe eines Lebens erstaunlich viele Kratzer und Dellen abbekommen. Offenbar ist der „göttliche Lebensodem“ leichter zu packen, als man gemeinhin denkt. Dahingegen ist den Gärprodukten und Bitterstoffen, die aus den Klüften unserer zermackten Innenwelt zuweilen hochbrodeln, selbst mit den inständigsten kontemplativen Gebeten häufig nicht mehr beizukommen.

Aber mal ehrlich, geht der krankhafte Zwang, sich heillos in Dinge hineinzusteigern, nicht auch oft einher mit schierer Lust ...?

2 von 5 Sternen

Kurze Geschichten, wie aus dem richtigen Leben

Der frischgebackene Autor Harry Michael Liedtke beweist auf jeden Fall eine Menge Fantasie mit seinem Erzählband „Begräbnis auf dem Mond“.

Die Titelstory ist die Geschichte des ehemaligen nun als Hausmeister tätigen Wrestlers „Moondog“ und eines Sportreportes dessen Karriere erst begann, als der Stern des Athleten zu sinken begann. Dennoch verband die beiden eine tiefe Freundschaft, die sogar soweit ging, dass Randy seinem ehemaligen Idol am Totenbett versprach, ihn auf jedem Fall auf dem Mond zu begraben. Ein schier unlösbares Unterfangen….

Eine weitere Geschichte handelt von Lucky Beckett, der Glücksbringern professionell nachjagt und dessen Auftrag lautet, das „Auge der Fortuna“, dem  wohl von Glücksspielern am meisten begehrte Artefakt, zu ergattern. Wird es ihm gelingen?

Und dann war da noch die Geschichte des eiskalten und knallharten Geschäftsmannes, der auf der Aktionärsversammlung wild entschlossen den Vorstand eines Pharmakonzerns stürzen will….

Harry Michael Liedtke lässt fast nichts aus; er bietet einen bunten Obstkorb an Geschichten, wie sie wohl  in jeder Männerfantasie vorkommen. Egal, ob die Verköstigung von Bio-Obstlern, Rachegedanken an Exfreundinnen, Vorgesetzten und Geschäftspartnern, der Traum davon einmal im Leben Burger-König zu werden, so ziemlich jedes erdenkliche Thema ist dabei: Fußball, Tischfußball, griechische und germanische Mythologie, Aktionen zum Natur- und Umweltschutz (insbesondere der Nashörner), Menschenrechte, Cowboys und Indianer, Pathologen, Kommissare, Filmregisseure, Gedanken über das Alter und die Einsamkeit.

„… und die Todesursache?“

„Nun kann ich so auf den ersten Blick nur unter Vorbehalt sagen. Für gesicherte Erkenntnisse muss ich den Leichnam erst öffnen und von innen inspizieren, aber äußerlich deutet alles auf Exitus durch eine Überdosis Einsamkeit hin.“…

Es fehlen eigentlich nur noch ein Lokführer, die Träume über Krankenschwestern, die einsame Wildnis bei den kasachischen Milchbauern und der rote Faden, der all das zusammenhält. Manche dieser „Früchte“ hätten wohl auch noch ein wenig länger am Baum oder Strauch hängen können, so dass die Geschichten am Ende ein wenig mehr ausgreift wären.

Weil ich mir bei einem Buch mit dem Titel ein paar mehr makabre, dunkle Storys a la Roald Dahl oder Ingrid Noll gewünscht hätte, und das ein oder andere Ende ziemlich überschaubar war, gebe ich leider nur zwei von fünf Sternen. Eventuell können Männer mehr damit anfangen?

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