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Dora Heldt:

Tante Inge haut ab

Roman, 340 Seiten,

12,90 € (D),

dtv premium

ISBN: 978-3-498-03549-5

Erschienen im Nobember 2009


Für einen Neuanfang ist man nie zu alt.

Die Frau am Ende des Bahnsteigs trug einen roten Hut und sah aus wie meine Tante Inge. Nur dass die niemals Hüte und schon gar nicht ihr Gepäck tragen würde.

Urlaub auf Sylt! Freudig begrüßt Christine (46) am Bahnhof ihren Johann, da tippt das Unheil ihr auf die Schulter: Die Frau mit dem roten Hut ist tatsächlich Tante Inge (64), Papas jüngere Schwester. Aber was macht sie allein auf Sylt? Noch dazu mit so vielen Koff ern? Für Papa Heinz kann dies nur eines bedeuten: Inge will Walter, den pensionierten Finanzbeamten, samt gemeinsamem Reihenhaus verlassen. Als dann auch noch Inges neue Freundin Renate mit ihrem Faible für (nicht nur alleinstehende) ältere Männer auftaucht, platzt Mama Charlotte der Kragen: Walter muss her, und zwar sofort!
Christine indessen stimmt Inges Lebenslust nachdenklich. Mit Mitte 60 wagt ihre Patentante einen Neuanfang - und sie selbst?
 

Die Frau mit Hut

*****

war natürlich Tante Inge. Aber was macht sie auf Sylt. Und warum hat sie sich nicht angemeldet. Und wieso ohne ihren Mann? Fragen über Fragen, die Dora Heldt natürlich mit Geschick und Charme zu beantworten weiß.

Christine macht mit ihrem Freund Urlaub auf Sylt. Bei Mama und Papa. Egal in welchem Alter – und Christine ist immerhin 46 Jahre alt – eines ändert sich nie. Allein bei dem Gedanken mit dem Freund bei Mama und Papa zu wohnen sträuben sich einem die Nackenhaare. Bleibt da wirklich genügend Zweisamkeit um die Beziehung auf eine neue Stufe zu stellen? Christine ist zuversichtlich, ihr Johann zweifelt. Vor allem als am Bahnhof unverhofft eine weitere Verwandte von Christine auftaucht. Vor soviel Familie kann man eigentlich nur zurückschrecken. Und wie das in Familien so ist, jeder meint es gut, aber kommt da tatsächlich nur Gutes raus. Natürlich nicht.

So muss auch Christine nicht nur für ihre neu zu gründende Familie kämpfen, sondern auch um den Erhalt, der ursprünglichen. Jeder macht was er will, keiner redet mit dem anderen und alle sind ziemlich empfindlich, wenn sich einer einmischt….

Familie halt.

Und genau das macht den Charme des Buches aus. Endlich kann man mal Schmunzeln über Dinge, die einem in der eigenen Familie peinlich sind. Man empfindet Mitgefühl mit der Protagonistin, schämt sich fremd für die Verwandtschaft und vermutet mit über Tante Inges geheimnisvolle Umtriebe. Ist ja alles nur ein Roman…

Ab und zu fasst man sich an die eigene Nase – natürlich klammheimlich, keiner kriegt es mit – weil man eigentlich genauso reagiert. Deshalb ein großes Lob an Dora Heldt. Sie legt den Finger in familiäre Wunden und anfangs kriegt es keiner mit. Natürlich mit viel Sinn für Humor. Lachen ist bekanntlich die beste Medizin… auch gegen Familienkrankheiten.

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