Alastair liebte das Landleben schon immer mehr als alles andere. Er erfüllt sich seinen Traum, kauft ein Haus, und seine Frau Judith, 42 Jahre, schwanger, Mutter von zwei Söhnen und erfolgreiche Journalistin, muss mitziehen.
Kaum angekommen, fährt Alistair nach London zurück, die Arbeit ruft. Judith bleibt alleine mit den Kindern auf ihrer Baustelle, ausgesetzt zwischen Menschen, die Erbsenbrei essen und Hühner halten. Aus Verzweiflung beginnt sie ein Tagebuch, in dem sie sich alles das von der Seele schreibt, was ihr täglich widerfährt.
»Stadt, Land – Schluss« ist ein großes Lesevergnügen zwischen »Bridget Jones« und »Mein Jahr in der Provence«.
*****
Der Alltag ist oft erschütternder als jeder Krimi
So zumindest macht es den Eindruck, wenn man die bewegende Geschichte von Judith O’Reilly liest. Nur das Leben schreibt solche Geschichten.
Judith geht der Liebe wegen aufs Land. Northumberland, eine gefühlte Ewigkeit weg vom geliebten London. Damit erfüllt sie ihrem Mann einen lange gehegten Wunschtraum. Er wollte immer in der traumhaften Landschaft in Englands Norden – ganz nah bei Schottland - wohnen. So ziehen sie mit Sack und Pack, zwei Kindern, einer Katze und hochschwanger in ein kleines Cottage, das demnächst umgebaut werden soll. Judith schiebt es anfangs auf die Hormone – was jede Frau, die schon mal schwanger war - nachvollziehen kann. Immer wieder fragt sie sich, was sie hier soll. Weit, weit weg vom Großstadttrubel, Schuhgeschäften, dem vertrautem Friseur, Cafés und sonstigen vertrauten Unternehmungen, und bekommt dafür den harten Alltag auf dem Land mit fehlenden Tankstellen, Fahrten zur Schule, Strandspaziergänge statt Schaufensterbummel und misstrauischen Weggefährten. Die Suche nach neuen Freundschaften und die Integration fällt ihr nicht leicht. Ebenso wie ihrem ältesten Sohn, der in der Schule gemobbt wird. Als sie darüber im Internet bloggt, wird sie zum einen vor die Pfarrerin zitiert, zum anderen von den Eltern gemieden. Hinzu kommt der ganz normale Wahnsinn, Sorgen um die Kinder, die Katze ist gleich nach der Ankunft entlaufen, Sorgen ums Älterwerden und Sorgen um die geliebte Mutter und schließlich der Umbau des Hauses. Das alles muss sie natürlich so ziemlich alleine bewältigen, denn der geliebte (?) Gatte ist natürlich in London zum arbeiten. Kann ein Mensch das überhaupt verkraften?
Judith O'Reilly hat mit dieser Geschichte wohl so einiges verarbeitet. Entstanden durch einen Internet-Blog schaffte sie es bis zum Verleger. Mir fällt es schwer, dieses Buch richtig einzuordnen. Einerseits der trockene Humor, der gleich zu beginn mein Herz höher schlagen ließ, andererseits die ernsthaften Depressionen und Ängste einer Mutter. Ich finde es gut, dass diese Themen angesprochen werden, die Hilflosigkeit, wenn es dem Kind in der Schule nicht gefällt, die Ohnmacht, wenn man merkt, dass die eigene Mutter richtig alt ist, hätte ich aber bei dem Auftakt nicht erwartet. Doch wem soll ich das Buch weiterempfehlen? Es können wohl nur Mütter verstehen....
|